Per Weiterbildung in die #ZukunftderArbeit – OECD-Analyse zur beruflichen Weiterbildung in Deutschland

Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz in Deutschland wird sich laut OECD-Prognosen in den kommenden 15 Jahren durch die Digitalisierung stark verändern oder ganz wegfallen. Gleichzeitig werden neue Berufe entstehen. Wie gut kann das deutsche Weiterbildungssystem Unternehmen und Arbeitskräften helfen, mit diesem Wandel Schritt zu halten? Wie effektiv unterstützt es die berufliche Weiterbildung, Umschulung und Entwicklung von Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationsniveaus, und besonders von Geringverdienenden und Geringqualifizierten?

Diesen Fragen widmet sich die OECD-Studie Weiterbildung in Deutschland, die am 23. April 2021 erschienen ist. In einer digitalen Konferenz haben wir die Kernergebnisse der Studie vorgestellt und mit Politik und Sozialpartnern diskutiert.  

Präsentation:

  • Angel Gurría | OECD-Generalsekretär
  • Hubertus Heil | Bundesminister für Arbeit und Soziales
  • Anja Karliczek | Bundesministerin für Bildung und Forschung

Diskussion:

  • Julia Borggräfe | Abteilungsleiterin für Digitalisierung und Arbeitswelt, Bundesministerium für Arbeit und Soziales
  • Friederike Haase | Abteilungsleiterin für Arbeit, Fachkräfte, Europäische Strukturfonds, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg
  • Kornelia Haugg | Abteilungsleiterin für berufliche Bildung und lebenslanges Lernen, Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • Susanne Müller | Stellvertretende Abteilungsleiterin für Bildung, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
  • Evelyn Räder | Abteilungsleiterin Arbeitsmarktpolitik, Deutscher Gewerkschaftsbund
  • Stefano Scarpetta | OECD-Direktor für Arbeit und Soziales

Moderation: Monika Queisser | OECD-Abteilungsleiterin für Sozialpolitik

Zentrale Punkte der Diskussion:

  • Die Studie zeigt, dass in Deutschlands insgesamt leistungsstarkem Bildungssystem ausgerechnet diejenigen oft nur schwer von Weiterbildungsangeboten erreicht werden, die besonders davon profitieren würden. Dazu gehören Erwachsene in Berufen mit hohem Veränderungs- oder Automatisierungsrisiko, Erwachsene mit geringen Grundkompetenzen, Geringverdienende und Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen. Sie nehmen seltener Weiterbildungsangebote wahr als beispielsweise Menschen mit höheren Qualifikationen – was die Kluft zwischen den Gruppen weiter vergrößert. Die OECD empfiehlt, die komplexen Strukturen der deutschen Weiterbildungslandschaft zu vereinfachen und den Anspruch auf Bildungszeiten und Bildungsurlaub regionen- und branchenübergreifend zu vereinheitlichen. Vorbild könnte hier das Bundesgesetz zur Erwachsenenbildung in Österreich sein.
  • Weiterbildungsberatung spielt eine wichtige Rolle in der Unterstützung bei der Navigation von vorhandenen Angeboten, sowie bei der Motivation von Menschen Weiterbildung aufzunehmen. Sie sollte daher ebenfalls durch eine nationale Initiative unter einer Marke zusammengeführt, sowie besser mit Validierungsverfahren und Teilqualifizierungsangeboten verknüpft werden.
  • Bund und Länder sollten in einer gemeinsamen Initiative kostenlosen oder kostengünstigen Zugang zu Lernangeboten für Menschen mit geringen Grundkompetenzen und für Geringqualifizierte schaffen, die praxisnah und problemorientiert angelegt sind und idealerweise im Arbeitskontext stattfinden. Weil diese Gruppen häufig schwerer für Weiterbildung zu gewinnen sind, braucht es gezielte Outreach-Maßnahmen, um sie zu erreichen.
  • Die Corona-Krise ist ein Katalysator für Strukturwandel und macht Investitionen in Weiterbildung noch dringender. Der Umbau des Weiterbildungssystems wird mit hohen Kosten verbunden sein. Langfristig wäre es jedoch teurer, nicht zu investieren.
  • Während große Unternehmen Weiterbildung oft selbst organisieren können, brauchen kleine und mittlere Unternehmen häufig Unterstützung, um ihr Geschäftsmodell fit für die Digitalisierung zu machen und ihre Belegschaft entsprechend weiterzubilden. KMU könnten sich dafür zum Beispiel in Weiterbildungsverbänden zusammenschließen.
  • Weiterbildung hat einen großen persönlichen Nutzen für Beschäftigte, der viel zu häufig nicht wahrgenommen wird. Es braucht deshalb eine Kultur des lebenslangen Lernens, in der Weiterbildung geschätzt wird und selbstverständlich ist.

Mitschnitt der Veranstaltung

Zum Weiterlesen:

Continuing Education and Training in Germany. OECD-Studie auf Englisch mit Zusammenfassung in deutscher Sprache (23. April 2021)

Deutschland braucht ein kohärenteres Weiterbildungssystem, das die Bedürfnisse Geringqualifizierter besser berücksichtigt. Pressemeldung zur obengenannten Studie (23. April 2021)

Per Weiterbildung in die #ZukunftderArbeit: Career Guidance als Schlüssel zu effektiver Weiterbildung. Weiterführendes digitales Fachgespräch basierend auf der obengenannten OECD-Weiterbildungsstudie (11. Mai 2021)