Per Weiterbildung in die #ZukunftderArbeit: OECD-Strategien und Erfolgsbeispiele zur Gestaltung des digitalen Wandels

Digitalisierung schafft neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt, aber sie bedroht auch viele Berufsbilder und Jobs oder verändert sie tiefgreifend. Welche Weiterbildungsstrategien und -ansätze gibt es, die es Beschäftigten ermöglichen, auf der Gewinnerseite dabei zu sein? Was können OECD-Länder voneinander lernen?

Über diese Fragen haben wir uns am 30. April 2021 in einer digitalen Fachdiskussion ausgetauscht.

Impulsvortrag:

Anja Meierkord | OECD-Arbeitsmarktökonomin

Diskussion mit:

Thomas Habenicht | Projektsekretär Weiterbildung, IG Metall

Timur Sagirosman | Teilprojektleiter, IT rockt!, St. Gallen

Moderation:

Matthias Rumpf | Stv. Leiter OECD Berlin Centre

Zentrale Punkte der Diskussion:
  • In Deutschland sind schätzungsweise 36 Prozent der Arbeitsplätze teilweise automatisierbar, rund 18 Prozent sogar vollständig. Gleichzeitig herrscht Fachkräftemangel in MINT-Berufen und im Dienstleistungsbereich. 69 Prozent der stark nachgefragten Jobs sind Hochqualifizierten vorbehalten. Durch Weiterbildung könnten sich Beschäftigte für diese Berufe qualifizieren.
  • Der Fachkräftemangel wird dadurch verschärft, dass relativ wenige junge Menschen einen MINT-Abschluss anstreben. Weiterbildung könnte dazu beitragen, diese Lücke zu schließen
  • Das Programm „IC Talents“ des Verbandes „IT rockt!“ aus dem Kanton St. Gallen in der Schweiz versucht, Quereinsteiger:innen in 52 Wochen fit für eine Tätigkeit in der IT-Branche zu machen. Im Kanton sind die Ausbildungskapazitäten gering und der Bedarf an ICT-Fachkräften ist hoch. Der Verband erprobt sein on-the-job Trainingsprogramm mit einigen Unternehmen. Die Teilnehmer:innen erhalten eine Vergütung, die der des dritten Lehrjahres entspricht.
  • Die finanzielle Absicherung ist entscheidend für die Motivation von Beschäftigen für eine Weiterbildung. Bezahlter Bildungsurlaub und ein Modell wie die „Bildungskarenz“ in Österreich sind effektive Maßnahmen, um Sicherheit für Beschäftige zu schaffen.
  • Am Arbeitsplatz gelingt die Motivation für Weiterbildung vergleichsweise gut. Hier sind Arbeitnehmer:innen leicht zu erreichen. Gewerkschaftlich organisierte „Weiterbildungsmentor:innen“ können Beschäftige auf Augenhöhe erreichen, die von Informationsangeboten sonst nicht erreicht werden.
  • Weiterbildung ist auch eine staatliche Aufgabe. Die Rolle der Agentur für Arbeit sollte daher gestärkt werden und sie sollte zu einer Agentur für Arbeit und Weiterbildung entwickelt werden, die das Weiterbildungsangebot bündelt.
Mitschnitt der Veranstaltung:
Zum Weiterlesen:

Continuing Education and Training in Germany. OECD-Studie zur Weiterbildungslandschaft in Deutschland (2021)

Deutschland braucht ein kohärenteres Weiterbildungssystem, das die Bedürfnisse Geringqualifizierter besser berücksichtigt. Pressemitteilung zur obengenannten Studie (23. April 2021)

IT rocks! Website des Verbandes „IT rocks! in St. Gallen