Vorstellung des OECD-Migrationsausblicks 2021 für Deutschland, Österreich und die Schweiz

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Die aktuelle Ausgabe des Internationalen Migrationsausblicks der OECD analysiert die jüngsten Entwicklungen bei Migrationsbewegungen und -politiken und berücksichtigt dabei auch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Außerdem gibt der Bericht einen Überblick zu aktuellen Themen der Integration in den OECD-Ländern.

Thomas Liebig, leitender Ökonom in der Abteilung für Internationale Migration, präsentierte am 28.10.2021 die wichtigsten Ergebnisse aus dem Bericht und konzentrierte sich dabei auf die Situation in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Präsentation: Thomas Liebig I OECD, Paris
Moderation: Matthias Rumpf I OECD Berlin Centre

Kernpunkte des Berichts

I. Trend in der Internationalen Migration

  • Pandemiebedingt sind Migrationsbewegungen global stark zurückgegangen. In den deutschsprachigen Ländern waren die Veränderungen im internationalen Vergleich eher gering. Grund ist die überproportionale Bedeutung der EU-Binnenmigration. Die Personenfreizügigkeit macht hier den Großteil der Migration aus. Trotzdem blieben die Migrationsflüsse nach Deutschland bislang deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Gleichzeitig sind die Asylzahlen im ersten Halbjahr 2021 deutlich gestiegen.
  • Viele OECD-Länder haben mit Arbeitsmarktengpässen zu kämpfen. In Deutschland zeichnen sich mit der Regierungsbildung mehrere Ansätze ab, um Arbeitsmigration zu erleichtern und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

II. Räumliche Segregation als Hemmnis für die Integration von Zuwanderern

  • Die Pandemie hat bei der Integration von Zuwanderern einen Großteil der Fortschritte zunichte gemacht, die im letzten Jahrzehnt in den OECD-Ländern erzielt wurden.
  • In Deutschland waren die Folgen auf die Arbeitsmarktintegration deutlich spürbar. Zugewanderte waren viermal so stark von Arbeitsplatzverlust betroffen wie im Inland geborene Personen.
  • In allen OECD-Ländern leben mehr Eingewanderte in Städten als in anderen Gebieten. Dabei gibt es bestimmte Stadtteile mit einer besonders hohen Konzentration an Migranten und Migrantinnen. Kurzfristig bringt die Ansiedlung in Vierteln mit hoher Zugewandertenpräsenz bessere Arbeitsmarktchancen mit sich, langfristig wirkt sie sich jedoch negativ auf die Integration aus, vor allem bei Frauen und Kindern. Die Politik sollte daher versuchen die Abwanderung aus diesen Vierteln und gegebenenfalls auch aus Ballungsgebieten zu erleichtern.
  • Die räumliche Segregation von Kindern mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil in Schulen hat sich deutlich verstärkt. Gleichzeitig ist in keinem anderen Land die Benachteiligung von Kindern von Eingewanderten in Verbindung mit dieser schulischen Segregation so stark wie in Deutschland.
  • Die Integrationspolitk sollte in Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil nachhaltige Integration durch Schul- und Sprachförderung, räumliche Mobilität und frauen- bzw. familienbezogene Ansätze stärken. Auch der Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus, etwa auf dem Wohnungsmarkt, braucht mehr Aufmerksamkeit.

III. Auswirkung von Migration auf die Staatsfinanzen

  • in den deutschsprachigen Ländern ist der Nettofiskalbeitrag, also das Steueraufkommen nach Abzug von Transfers, von Zugewanderten positiv und höher als bei den im Inland geborenen Personen.
  • Die Wirkung der Zuwanderung auf die Staatsfinanzen hat sich vor allem in Deutschland im internationalen Vergleich erheblich verbessert. Diese positive Entwicklung ist in erster Linie auf die verstärkte inneneuropäische Zuwanderung und die deutlich bessere Arbeitsmarktintegration zurückzuführen.
  • Eine bessere Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten, insbesondere von Frauen, würde den positiven Fiskalbeitrag weiter erhöhen.