Digitale Transformation und Ressourcenwende in Stadt und Land: Chance oder Risiko für gleichwertige Lebensverhältnisse?

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Die deutsche Wirtschaft steht vor einer doppelten Transformation. Nicht erst die Coronakrise zeigt: Nur wer digitalisiert, kann sich langfristig im globalen Wettbewerb behaupten. Auch das Ziel der zweiten Transformation ist klar formuliert: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden.

Doch findet der Wandel überall gleichermaßen statt? Schon die Digitalisierung scheint regionale Unterschiede eher zu verstärken als zu verringern: Die Dynamik der „New Economy“ konzentriert sich auf wenige Metropolregionen. Ländliche Regionen haben in Sachen Digitalisierung das Nachsehen. Kann dies durch eine Ressourcenwende verschärft werden, wenn Energie, Mobilität und Transport teurer werden? Oder entstehen neue Chancen für Regionen außerhalb der urbanen Zentren?

In unserer Themenwoche Digitale Transformation & Ressourcenverbrauch, die wir zusammen mit der Bertelsmann-Stiftung organisieren, haben wir darüber am 17. Juni 2021 digital diskutiert.

Impulsvortrag: 

Rüdiger Ahrend | OECD 

Im Anschluss Diskussion mit: 

Richard Deiss | Europäische Kommission
Dirk Fornahl | Friedrich-Schiller-Universität Jena
Petra Klug | Bertelsmann Stiftung
Christian Radons | CLAAS Gruppe

Moderation:

Armando García Schmidt | Bertelsmann Stiftung

Mitschnitt der Veranstaltung:
Kernpunkte der Diskussion:
  • Ob man Zugang zu schnellem Internet hat, hängt in Deutschland stark vom Wohnort ab. Neben dem Gefälle zwischen den Bundesländern, sind die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Kreisen besonders groß. Dabei lässt sich die deutlich bessere Versorgung der städtischen Kreise nicht nur durch die höhere Bevölkerungsdichte erklären.
  • Bei dem Ausbau von Glasfaserverbindungen in ländlichen Kreisen sind marktbasierte Lösungen alleine nicht erfolgversprechend, weil sich für Unternehmen der Glasfaser-Ausbau außerhalb der städtischen Kreise oft wirtschaftlich nicht lohnt. Staatliche Subventionen oder ein verstärkter Ausbau der Mobilfunknetze könnten Ansatzpunkte für eine bessere Anbindung sein.
  • Auch der Anteil der Arbeitsplätze, die Homeoffice ermöglichen, variiert stark zwischen den Regionen in Deutschland. Städtische Kreise haben im Schnitt einen 13 Prozentpunkte höheren Anteil als ländliche Kreise. Aber auch die an Städte angrenzenden Kreise profitieren. Besonders hoch ist der Anteil in den Hauptstadtregionen der OECD-Länder wo der Anteil im Schnitt neun Prozentpunkte über dem nationalen Durchschnitt liegt.
  • Der Anteil an Arbeitsplätzen, die in Deutschland durch die Ressourcenwende verloren gehen könnten, ist bezogen auf die gesamte Volkswirtschaft relativ gering. Trotzdem besteht deutlicher Handlungsbedarf, denn diese Arbeitsplätze sind stark auf einzelne Kreise konzentriert.
  • Die verschiedenen ländlichen Regionen unterscheiden sich stark, weshalb es keine Universallösung für alle ländlichen Kreise geben kann. Zentral ist jedoch immer, dass der Prozess der Digitalisierung und Ressourcenwende von den Akteuren vor Ort vorangetrieben und organisiert wird. Zwar können Außenstehende Impulse setzten, sie können aber keinen Entwicklungsprozess tragen, der in der Region nicht gewollt ist. Wichtig für den Wandel ist außerdem eine enge Vernetzung von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft.
  • Unternehmen übersehen oft die Vorteile von ländlichen Regionen. Sogenannte Hidden Champions profitieren in ländlichen Kreisen oft von niedrigeren Faktorpreisen, Förderprogrammen und einer engeren Vernetzung mit Politik und Verwaltung.
Zum Weiterlesen:

Gefährliches Ungleichgewicht bei Innovationen. Gemeinsame Studie der Bertelsmann Stiftung und der OECD (2019).

Inclusive productivity. Blog des Projekts „Produktivität für inklusives Wachstum“ der Bertelsmann Stiftung.

Centre for Entrepreneurship, SMEs, Regions and Cities. Übersichtsseite des OECD-Zentrums für Unternehmertum, KMU, Regionen und Städte