Per Weiterbildung in die #ZukunftderArbeit: Wie Geringqualifizierte für Weiterbildung gewonnen werden können

Im Zuge der Digitalisierung der Arbeitswelt verändern sich viele Tätigkeiten, und neue Qualifikationsprofile sind gefragt. Davon sind besonders Menschen mit mittleren und geringen formalen Qualifikationen betroffen. Doch gerade diese Gruppe nimmt im Vergleich zur Gesamtbevölkerung seltener an Weiterbildung teil. Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft haben Erwachsene mit geringen Qualifikationen keine ausreichenden Informationen oder negative Erfahrungen in ihrer Bildungslaufbahn gemacht. Was kann getan werden, um diese Menschen dennoch zu erreichen und für weiterführendes Lernen zu gewinnen?

Über diese Fragen haben wir am 25. Mai 2021 in einem Webinar auf Basis der aktuellen OECD-Studie Weiterbildung in Deutschland und anhand von konkreten Ansätze aus Deutschland und der Schweiz diskutiert.

Vortrag:

Magdalena Burtscher | OECD

Diskussion mit:

Thomas Viereck | Jobcenter Köln
Zaneta Kurzela | DB Regio, Stuttgart
Christoph Hunziker | Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, Bern

Moderation:

Matthias Rumpf | OECD Berlin Centre

Mitschnitt der Veranstaltung:

Zusammenfassung der Diskussion:

  • 13 Prozent der Erwachsenen in Deutschland gelten als geringqualifiziert, das heißt sie haben maximal die Haupt- oder Realschule abgeschlossen. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nehmen sie seltener an Weiterbildung teil. Grund dafür sind oft Lernentwöhnung und mangelnde finanzielle Anreize.
  • Viele ALG-II-Empfänger:innen schaffen es nicht, eine Ausbildung als Weiterbildung in den vorgegebenen zwei Jahren zu beenden. Deshalb werden im Kölner Bildungsmodell Ausbildungen in Module unterteilt. Jedes abgeschlossene Modul zählt als Teilqualifizierung und ermöglicht es Auszubildenden, die Weiterbildung an ihre Lebenssituation anzupassen. Dabei werden sie von Coaches unterstützt. Wenn alle Module absolviert wurden, wird die Ausbildung durch eine externe Prüfung bei den Kammern beendet.
  • Um dem Fachkräftemangel auf der Schiene zu begegnen, geht die DB Regio neue Wege. In einem neuen Umschulungsprogramm werden insbesonders Geflüchtete zu Lokführer:innen ausgebildet. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein Schulabschluss. Teilnehmer:innen erhalten ein reguläres Gehalt, das deutlich höher ist als eine gewöhnliches Ausbildungsvergütung und während der Umschulung werden sie von Coaches begleitet.
  • Mit dem Förderschwerpunkt „Einfach besser!… am Arbeitsplatz“ fördert die Schweizer Bundesregierung den Erwerb arbeitsplatzbezogener Grundkompetenzen in Betrieben. Vorgesehen sind 20 bis 40 Lektionen für bis zu zwölf Teilnehmer:innen pro Kurs. Voraussetzung für die Förderung ist, dass die Teilnahme für die Arbeitnehmer:innen kostenfrei ist, dass die Kurse während der Arbeitszeit stattfinden und mit einer Teilnahmebescheinigung enden. Neben der Umsetzung, wird auch die Entwicklung der Kurse gefördert.

Zum Weiterlesen:

Continuing Education and Training in Germany. OECD-Studie auf Englisch mit Zusammenfassung in deutscher Sprache (23. April 2021)

Deutschland braucht ein kohärenteres Weiterbildungssystem, das die Bedürfnisse Geringqualifizierter besser berücksichtigt. Pressemeldung zur obengenannten Studie (23. April 2021)

Per Weiterbildung in die #ZukunftderArbeit – OECD-Analyse zur beruflichen Weiterbildung in Deutschland. Vorstellung der obengenannten Studie mit OECD-Generalsekretär Angel Gurría, Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek und Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil am 23. April 2021

Shaping the future of work and learning – an international perspective. Expertinnen-Panel zur Herausforderung der Digitalisierung der Arbeitswelt während der Hannover Messe 2021 (13. April 2021)

Kölner Bildungsmodell. Website des Programms mit Informationen für Interessierte, Unternehmen und Expert:innen. (2021)

Förderschwerpunkt «Einfach besser!… am Arbeitsplatz». Website des Schweizerischen Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (2021)