Auf dem Weg zu klimaneutralem Luftverkehr

Klimaneutralität stellt den Luftverkehr vor besondere Herausforderungen. Viele technische Entwicklungen stecken noch in den Kinderschuhen. Zudem sind die Klimaeffekte des Luftverkehrs auch jenseits von CO2-Emissionen erheblich. Dennoch ist klar, dass auch im Luftverkehr schnell gehandelt werden muss. Was ist also die richtige Strategie? Welche Rolle soll CO2-Bepreisung spielen? Welche Technologien können und sollen schon heute gefördert werden? Das der OECD angegliederte Internationale Verkehrsforum hat in einer Studie die verfügbaren Optionen zusammengestellt und auf ihr Potential und ihre Kosteneffizienz hin analysiert. Die unterschiedlichen Ansätze haben wir am 26. Oktober 2021 in einer digitalen Veranstaltung diskutiert.

Impulsvortrag:

Elisabeth Windisch und Till Bunsen | Internationales Verkehrsforum

Diskussion mit:

Dietrich Brockhagen | atmosfair

Falk Heinen | Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Nukleare Sicherheit

Hans-Martin Niemeier | Hochschule Bremen for Applied Science

Jan Pechstein | Lufthansa Group

Moderation:

Matthias Rumpf | OECD Berlin Centre

Zentrale Ergebnisse der Diskussion:

  • Moderne Flugzeug- und Treibstofftechnologien sind die Stützpfeiler für die Klimaneutralität in 2050. Hierbei genießen kohlestoffarme Treibstoffe eine wichtige Rolle für CO2 Einsparungen, da sie in verkehrsüblichen Flugzeugen einsetzbar sind und technisch weiter fortgeschritten sind als zukünftige Flugzeugtechnologien wie z.B. elektrische Antriebssysteme. Neben Treibstoffen, die aus Biomasse produziert werden haben sogenannte Power-to-Liquid ein starkes Potential für die klimaneutrale Luftfahrt, da sie im besten Fall aus CO2 aus der Luft und Strom aus erneuerbaren Quellen produziert werden ohne große Flächen zu benötigen. Für die Alternative der Biotreibstoffe ist ein Fokus auf nachhaltige Rohstoffe wichtig, um etwa Rodung von Waldflächen vorzubeugen.
  • Investitionen in die Herstellung von Power-to-Liquid sowie eine stetig ansteigende Quote im Treibstoffmix sind eine sinnvolle Strategie auf dem Weg hin zur Klimaneutralität. Die Herstellung von Power-to-Liquid ist extrem stromintensiv. Die Produktion sollte deshalb Skaleneffekte ausnutzen und an Gunststandorten stattfinden, wo Strom aus Sonnen- oder Windenergie günstig erzeugt werden kann.
  • Um Klimaneutralität im Luftverkehrs möglichst effizient zu erreichen, müsste schrittweise ein CO2-Preis länderübergreifend und im Idealfall global eingeführt werden. Auf dieser Basis könnten dann Luftverkehrswirtschaft und Industrie mit Planungssicherheit etwa in kohlenstoffarme Treibstoffe investieren. Allerdings wurden in den vergangenen Jahrzehnten Möglichkeiten für internationale Regulierungen verpasst, und die internationale Luftfahrt bleibt einer der wenigen Sektoren ohne eine verpflichtende Klimavereinbarung. Eine Alternative wäre, dass einige Länder vorangehen und gleichzeitig ihre Politik gegen Wettbewerbsverzerrungen absichern. So könnte eine der deutschen Luftverkehrssteuer nachempfundene europäische Regelung ein Instrument sein, das hilft CO2-freie Kraftstoffe zu finanzieren und dabei gleichzeitig Carbon Leakage verhindert.
  • Der Einsatz klimafreundlicher Treibstoffe wird sich in moderaten Preissteigerung für Flüge äußern, worauf die Nachfrage im Luftverkehr stabil reagieren wird. Unter einigen Konsument*innen herrscht Bereitschaft den Aufpreis für klimaschonendere Flüge zu zahlen. Die neue Preisstruktur bietet sogar die Chance die Wirtschaftlichkeit des Sektors zu steigern.

Zum Weiterlesen:

Decarbonising Air Transport. OECD/ITF Studie zum technischen, operativen und politischen Stand des Luftverkehrs auf dem Weg zur Klimaneutralität.  (29. Juli 2021)

Elektromobilität – was bringt sie mir? BMU Broschüre zur Elektrifizierung des Verkehrs in Deutschland. (September 2018)

Fit für 55. Webseite des EU Plans für den grünen Wandel. (26. Oktober 2021)