Frauen und Technik – zusammen stark

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Digitalisierung und Technik verändern die Welt. Aber nur, wenn Frauen aktiv involviert sind, kann unsere Gesellschaft die Chancen dieser Entwicklung umfassend nutzen. Bisher nehmen Frauen weit seltener eine technische Ausbildung oder ein entsprechendes Studium auf als Männer. Auch verlassen sie technische Berufe überdurchschnittlich häufig wieder. Beides verschärft den Fachkräftemangel und nimmt den Frauen Chancen auf attraktive Jobs.

Dabei ist es für die Gesellschaft wichtig, dass Frauen den technischen Fortschritt mitgestalten. Nur dann ist sichergestellt, dass Neuerungen auch ihren Bedürfnissen gerecht werden. Am 17. März haben wir deshalb in einem Webinar Politikansätze diskutiert, die gebraucht werden, damit Frauen und Digitalisierung voll voneinander profitieren.

Impulsvortrag:

Aysel Yollu-Tok | Direktorin des Harriet Taylor Mill‐Instituts für Ökonomie und Geschlechterforschung an der HWR Berlin und Vorsitzende der Sachverständigenkommission Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung

Diskussion mit:

Hannah Bast | Professorin für Algorithmen und Datenstrukturen, Universität Freiburg

Nicola Brandt | Leiterin des OECD Berlin Centre

Christian Kastrop | Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz

Moderation:

Monika Queisser | Leiterin des Bereichs Sozialpolitik der OECD

Zentrale Ergebnisse der Diskussion:

  • Mit einem Frauenanteil von 16 Prozent sind IT-Unternehmen nach wie vor eine Männer-Domäne. Je kleiner das Unternehmen, desto größer ist tendenziell die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen – zuungunsten der Frauen. Das betrifft viele Mitarbeitende, denn die meisten IT-Unternehmen sind Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten. Zudem ist die Fluktuationsrate bei Frauen in dieser Branche besonders hoch und sie steigen selten in (Top-) Management-Positionen auf.
  • Viele Fördermaßnahmen für Frauen waren zumindest teilweise erfolgreich. Um aber den Frauenanteil deutlich zu erhöhen, braucht es Maßnahmen, die darüber hinausgehen, indem sie bestehende Strukturen aufbrechen. Instrumente wie eine Quote können dabei hilfreich sein. Auch braucht es auf dem Posten von Gleichstellungsbeauftragten in Institutionen hochrangige und weithin respektiert Personen, die durch ihr Standing in der Lage sind, bestehende Strukturen aufzubrechen. Landesunternehmen und Behörden können hier eine Vorreiterrolle einnehmen.
  • Rollenbilder und Klischees halten Frauen und Mädchen häufig von einer Karriere in technischen Berufen ab. Unter anderem die PISA-Studie hat gezeigt, dass sich der niedrige Anteil von Frauen in technischen Studiengängen nicht durch schlechtere schulische Leistungen erklären lässt. Deshalb sollten überholte geschlechterbezogene Rollenbilder nicht in der Schule reproduziert werden.
  • Wer Technik entwickelt, tut das aus der eigenen Erfahrungswelt heraus. Dadurch reproduzieren Personen, die Anwendungen programmieren oder Systeme strukturieren, automatisch Rollenbilder, die ihrer Erfahrungswelt entsprechen. Wenn beispielsweise die Daten, die einer KI-Anwendung zugrunde liegen, einer männlichen Erfahrungswelt entsprechen, wird auch das technische Produkt männlich geprägt sein. Für die Entwicklung geschlechtergerechter und diskriminierungsfreier IT sollten verbindliche Standards geschaffen und in Forschung und Lehre thematisiert werden.

Mitschnitt der Veranstaltung:

Präsentation von Aysel Yollu-Tok:

Download der Präsentation.

Zum Weiterlesen:

„Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“. Gutachten der Sachverständigenkommission Dritter Gleichstellungsbericht (Januar 2021)

“From promises to action: Addressing discriminatory social institutions to accelerate gender equality in G20 countries”. OECD-Bericht zu Geschlechterungleichheit in den G20-Mitgliedsstaaten (2019)

Gender Equality. OECD-Themenseite zu Fragen der Geschlechtergerechtigkeit

„Was sind die Ursachen von Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Bildungsbereich?“ PISA im Fokus No. 49 (März 2015)

„French Children’s Awareness of Gender Stereotypes About Mathematics and Reading: When Girls Improve Their Reputation in Math”. Im Webinar erwähnte Studie zu Geschlechterstereotypen (November 2011)