Rentenpolitik auf Autopilot – lassen sich Rentensysteme durch automatische Mechanismen stabilisieren?

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Wie soll die Gesellschaft die Kompromisse zwischen Beitragshöhe, Rentenniveau und Rentenalter aushandeln? Viele Länder – unter ihnen auch Deutschland – setzen mittlerweile auf automatische Anpassungsprozesse, die nach einmal definierten Regeln Rentenanpassungen festlegen und so das System in der Balance halten sollen.

Unter welchen Bedingungen eine solche Strategie erfolgreich ist, war Thema unseres Webinars vom 8. Dezember 2021.

Nach einer Präsentation von Monika Queisser (OECD) auf Basis der OECD-Studie „Renten auf einen Blick“ diskutierten Axel Börsch-Supan (Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik) und Reinhold Thiede (Deutsche Rentenversicherung Bund). Moderation: Nicola Brandt (OECD Berlin Centre)

Kernpunkte

Insgesamt haben sich die Auswirkungen der COVID-19 Krise auf die OECD-Rentensysteme in Grenzen gehalten. Die Einkommen von Rentnerinnen und Rentnern wurden in den meisten OECD-Ländern gut geschützt. Auch zukünftige Rentenleistungen wurden durch die Maßnahmen, mit denen Regierungen die Krisenfolgen für den Arbeitsmarkt abgefedert haben, gestützt. Die Übersterblichkeit betrug im OECD-Durchschnitt zwölf Prozent, was die Rentenausgaben leicht gesenkt hat.

Langfristig wächst der Druck durch den demographischen Wandel auf die Rentensysteme und stellt die Rentenpolitik vor Herausforderungen. Die OECD schätzt, dass der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2060 in Deutschland um 21 Prozent zurückgehen wird, in Österreich um 18 Prozent und in der Schweiz um drei Prozent.

Die Einführung der Grundrente in Deutschland hat vielen Geringverdiener:innen eine Verdoppelung ihrer Rentenpunkte beschert. Damit kam es zu einer Steigerung von bis zu 90 Prozent des Renteneinkommens für Arbeitnehmer:innen mit maximal dem halbem Durchschnittseinkommen. Dennoch bleibt in Deutschland die Nettoersatzquote für Niedrigverdiener:innen im OECD-Vergleich eher niedrig.

Automatische Anpassungsmechanismen (AAM) sind gesetzte Regeln, die aufgrund der Entwicklung von einem oder mehreren Indikatoren automatisch Parameter oder Leistungen des Rentensystems anpassen. Sie werden von zwei Dritteln der OECD-Länder, darunter auch Deutschland, genutzt. AAM schützen Rentensysteme gegen demographische, wirtschaftliche und finanzielle Schwankungen. Sie können zur finanziellen Nachhaltigkeit beitragen, wenn sie auch politisch nachhaltig sind. Ein Ersatz für diskretionäre Reformen eines Rentensystems, das in die Schieflage geraten ist, sind sie allerdings nicht. Zur Einführung und Gestaltung von AAM bedarf es einer breiten politischen Unterstützung.

Zum Weiterlesen

Renten auf einen Blick 2021 – Schwerpunkte. Zusammenfassung der OECD-Studie Pensions at a Glance in deutscher Übersetzung (8. Dezember 2021)

Ländernotiz für Deutschland zur OECD-Studie „Renten auf einen Blick 2021“ (8. Dezember 2021)

Ländernotiz für die Schweiz der OECD-Studie „Renten auf einen Blick 2021“ (8. Dezember 2021)

Coronakrise beeinträchtigt die Renten kaum – dennoch wächst der Druck auf die Rentensysteme. OECD-Pressemitteilung (8. Dezember 2021)

Corona-Pandemie: Auswirkungen auf die gesetzliche Rentenversicherung. Publikation von Axel Börsch-Supan und Johannes Rausch für den ifo Schnelldienst (15. April 2020)