Schon vor der Pandemie litt Deutschland wie andere OECD-Länder an einer langanhaltenden Schwäche der Produktivitätsentwicklung. Raschere Digitalisierung, mehr Innovation und ein lebendigeres Gründungsgeschehen gelten als Schlüssel für eine Wiederbelebung des Produktivitätswachstums. Gleichzeitig bedarf es einer Umgestaltung etablierter Produktionsweisen, um Ressourcen zu schonen und die CO2-Emmissionen auf den Pfad zur Klimaneutralität zu bringen. Dafür sind auch neue Messkonzepte notwendig, um Produktivitäts- und Effizienzkonzepte auch auf Umweltfaktoren auszuweiten. Welche Ansätze gibt es auf makroökonomischer Ebene, die Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung durch wirtschaftliche Aktivität sichtbar machen? Wie lässt sich das in die Unternehmensbilanzierung integrieren, um bei der Messung von Wirtschaftsleistung, Wertschöpfung und wichtigen Finanzkennzahlen die Wirkungen von Produktion und Investitionen auf Umweltressourcen zu berücksichtigen? Welche Fortschritte sind notwendig, damit diese Messzahlen ein aussagekräftiges Monitoring der Fortschritte bei Klima- und Umweltschutz auf volkswirtschaftlicher und Unternehmensebene ermöglichen?
In unserer Themenwoche Digitale Transformation & Ressourcenverbrauch, die wir zusammen mit der Bertelsmann-Stiftung organisieren, haben wir darüber haben am 9. Juni digital diskutiert.
Vortrag:
Paul Schreyer | Direktor OECD Statistics and Data
Diskussion mit:
Raimund Bleischwitz | Chair in Sustainable Global Resources, Bartlett School of Environment, Energy and Resources, University College London
Janine von Wolfersdorff | Steuer- und Finanzexpertin, Berlin
Moderation:
Nicola Brandt | Leiterin des OECD Berlin Centre
Aufnahme der Veranstaltung:
Zentrale Ergebnisse der Diskussion:
- Es gibt zunehmend Nachfrage nach wirtschaftlichen Erfolgsmaßen, die neben der Produktion von Gütern und Dienstleistungen auch den Verbrauch natürlicher Ressourcen und Umweltschäden abbilden.
- Eine Verbesserung der Ressourcenproduktivität lohnt sich auch wirtschaftlich für viele Unternehmen. In Deutschland haben Bundes- und Landesregierungen zusammen mit interessierten Unternehmen einige Verbesserungen erreicht. Es fehlt jedoch noch an einer systematischen Nutzung von Fußabdrücken für den Material- und Ressourcenverbrauch.
- Auch muss das Sichtbarmachen der Umweltwirkungen des Wirtschaftens mit einer stärkeren Bepreisung von Umweltexternalitäten einhergehen, die deren gesamtgesellschaftlichen Kosten reflektiert. Sonst lässt sich Nachhaltigkeit nicht erreichen.
- Viele Klima- und Umweltrisiken könnten und müssten bereits heute in Unternehmensbilanzen und im Controlling abgebildet werden – etwa der Wertverlust oder auch –gewinn von Investitionen bei einem CO2-Preis-Pfad, der mit den Pariser Klimazielen vereinbar ist. Viele Kapitalgüter müssten dann deutlich schneller abgeschrieben werden, was sich dementsprechend auch in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zeigen würde. Kapitalgüter, die sich künftig wegen veränderter Umweltpolitik oder –risiken wirtschaftlich nicht mehr lohnen oder physisch zerstört werden könnten, bezeichnet man auch als „stranded assets“.
- Eine Unternehmensrechnungslegung, die Umweltpolitik und Umweltrisiken besser reflektiert, würde die (relative) Rentabilität ökologisch nachhaltiger Investitionen offenlegen und damit ihre Finanzierung erleichtern.